FEIERN…

Wir haben eine gute Premiere, die Schauspieler sind anfänglich zwar noch nicht ganz auf der Spur, kommen dann aber grandios ins Spielen. Die Zuschauer reagieren schon während der Aufführung spürbar angetan und applaudieren am Ende begeistert. (Auch wenn der Applaus nicht lange andauert, weil langes Klatschen mit „vielen Vorhängen“ hier nicht üblich ist)

Stefan Winkler der Direktor des Goetheinstituts läd das gesamte „Dschungel-Team“ im Anschluss zum Essen ein. Es wird meine erste Premierenfeier ohne Alkohol!

Als wir Nachts im Hotelzimmer ankommen, bestellen wir uns noch zwei Bier….. rauchen eine Zigarette und lassen einen müden Blick mit einer Mischung aus Stolz und Erschöpfung über das nächtliche  Karachi schweifen….eine Stadt, die wohl auch in dieser Nacht nicht zur Ruhe kommen wird… im Gegensatz zu uns….

DSC00636
Schüler auf dem Weg in MOWGLI’S JUNGLE – Schon am nächsten Tag findet die erste Schulvorstellung statt. Leider kommt nur eine Schulklasse, weil die anderen Schulen wegen des Erdbebens den Theaterbesuch abgesagt haben. Die Kinder bleiben 85 Minuten „voll dran“ an der Geschichte und reagieren sehr intensiv!

AUF IN DEN DSCHUNGEL – EINE PREMIERE IN KARACHI

DSC00187

Es sind nochmal anstrengende Tage. Die Kostüme werden und werden nicht fertig, (Anne ist die letzten Tage diesbezüglich im Groß-Gedulds-Einsatz) Erum, die vor kurzer Zeit die Hauptrolle übernommen hat, leistet Großartiges. Auch Shabana, die dazu kam und Erum’s Rollen übernahm, arbeitet sich gut ein…

Aus Befürchtungen vor Anschlägen, die während einer Schiitischen Prozession offensichtlich wahrscheinlich sind, wird uns nahe gelegt die nächsten zwei Tage das Hotel nicht zu verlassen. Auch die Schauspieler wollen lieber zuhause bleiben. Es ist drei Tage vor der Premiere und das heißt, zwei Hauptproben fallen weg…
( Fragt mich nicht, warum man uns das nicht schon vorher hätte sagen können… so ist es hier eben)
Wir sitzen also zwei Tage in unserem Hotel „fest“… und üben uns in – Gelassenheit.
Wir ziehen das jetzt durch, bleiben ganz cool und….bestellen uns zwei Bier aufs Zimmer…
Der Tag der Premiere ist – wie soll es anders sein – ein heißer Tag. Wir treffen uns nochmal mit den Schauspielern und statt einer Generalprobe machen wir nur einen „technischen Durchlauf ohne Talent“ was soviel heißt wie: wir „orientieren“ uns nochmal locker durch das Stück. Übergänge, Auftritte, Abtritte, wie komm ich von A nach B, wo ist mein Kostüm usw. Eine Probe fürs Körpergedächtnis…. Ich werde nicht gleich verstanden, aber es funktioniert…
Anne versucht weiterhin den Schneider zu beschäftigen (das Tigerkostüm ist immer noch nicht fertig) und ich bastle noch am Bühnenbild herum.
Wir hören von dem schweren Erdbeben im Norden des Landes (Pakistan, Indien und Afghanistan sind betroffen) Gespürt haben wir davon nichts hier im Süden… aber in an den besorgten Gesichtern der Kollegen kann man das Ausmaß dieser Katastrophe erahnen. Es könnte durchaus sein, dass man noch im letzten Moment aus Pietätsgründen die Vorstellung absagt. Was wir uns nicht wünschen, aber verständlich wäre…
In Pakistan gibt es kein Toi, toi, toi und dieses gegenseitige „Bespucken“ wie in Deutschland üblich, auch nicht. (auch nicht diese kleinen lustigen Geschenke) Wir spucken trotzdem dreimal über die linke Schulter und ich frage mich wo dieses Ritual eigentlich her kommt. Man wünscht sich hier „good luck“ und dann gehts los.
Kurz vor Einlass läuft eine Maus über die Bühne! Ich stelle mir vor, dass sie sich mit anderen Mäusen am Bühnenrand verabredet hat um das Scheitern einer großen Katze (Sher Khan) zu sehen…
Bevor es los geht tritt Zia Mohyeddin auf, ein großer pakistanischer Schauspieler, der in den 60ziger Jahren in England ein bekannter Film – und Theaterschauspieler war. (unter anderem spielte er an der Seite von Peter O’Toole und Omar Sharif in „Lawrence von Arabien“ mit) Er ist der Präsident der National Academy of Performing Arts (Napa) und hält eine kurze Rede in der er betont, wie bereichernd die Zusammenarbeit mit Künstlern aus „Germany“ ist.
(Er hatte sich vor ein paar Tagen in die Proben geschlichen, uns anschließend zu sich ins Büro bestellt und uns nebst einer guten Tasse Tee seine Hochachtung vor unserer Arbeit ausgesprochen).
Im Anschluss spricht Stefan Winkler vom Goetheinstitut.
Ich kann kaum richtig zuhören, denn im Anschluss soll ich auch noch etwas sagen!
Ich bemühe mich, gut Englisch zu sprechen und vor allem in vollständigen Sätzen (das gelingt mir ja schon im Deutschen manchmal nicht?) und stammle dann so etwas wie:
…When two completely different mentalities meet each other it is sometimes like going through a Jungle together, many things are strange. But this is a great opportunity to now each other and getting closer in a creative way.
I am very happy about this experience.
Because whether you life differently, speak other language or believe in other Things. At last it is always about one question: What is the human being?
Thats the Theme of that play! And Now, lets go through the Jungle and enjoy the show….
… und dann gehts endlich wirklich los! Die ersten Geräusche beginnen und ich denke mir: Das ist der Moment, weswegen wir hier sind….

„MOWGLIS JUNGLE“  DIE PREMIERE   26. Oktober 2015  7pm Karachi Pakistan

WE GOT IT !!!
WE GOT IT !!!

ENDPROBEN – DURCH DEN DSCHUNGEL

Wir sind in den Endproben und haben die Hauptrolle nochmal umbesetzen müssen, weil der Mogli-Darsteller zwei Tage einfach nicht erschienen war. Ich hab ihn daraufhin gefeuert, eine schwierige Entscheidung, aber es war wichtig um ein deutliches Zeichen zu setzen…(ganz schön deutsch für pakistanische Verhältnisse)  Erum, die vorher nur kleinere Rollen spielte übernimmt derzeit den Mogli-Part. Und sie macht es gut!! Das hieß aber, das wir das Tempo nun nochmehr anziehen mussten, um die eh schon knappe Zeit wieder einzuholen. Nun sind wir auf der Bühne und machen die ersten durchwachsenen Durchläufe durch den Dschungel…

MOMENTS OF KARACHI

Es sind zwar keine 37 Grad mehr aber es ist immer noch heiß und vor allem feucht…. (Wir freuen uns über jeden „kalten“ Tag mit nur 30 Grad) Der Klang der Airconditions hat sich derzeit zum natürlichen Hintergrundrauschen entwickelt (so stelle ich mir Tinitus vor) und der „Luxury-Hotel“- Lagerkoller hat sich auch auf ein natürliches Normalniveau eingependelt. Jemandem jetzt eine „30ziger Zone im beschaulichen Tübingen“ zu beschreiben, würde ich wohl derzeit nicht mehr hinkriegen. (Was war nochmal „beschaulich“?)

Ja, wir sind hier angekommen und diese verrückte Stadt mit all seinen lauten und leisen Widersprüchen ist uns inzwischen irgendwie ans Herz gewachsen.

Die letzten zwei Wochen – Moments of Karachi

MIT UNS DURCH DIE DSCHUNGELPROBEN – TEIL ZWEI

Seit unserer Rückkehr von den Ausflügen nach Lahore und Islamabad vor zwei Wochen…. sind wir wieder mitten in Karachi und mitten in den Proben zu Mowglis Jungle zugange…

Wir proben ca. 4 – 6 Stunden am Tag (reicht auch bei dem Klima) und kommen gut voran. Wir arbeiten allerdings auch im doppelten Tempo. Nebenbei entstehen die Kostüme. Und es heißt auch, dass irgendwo das Bühnenbild (das wir inzwischen ziemlich vereinfacht haben) entsteht…. Wenn alles gut läuft, kommen wir am „Day after tomorrow“ auf die original Bühne. Und wenn wir ganz großes Glück haben (Inshallah) dann haben wir am 26. Oktober eine Premiere. Es heißt aber, dass ab heute (oder Morgen oder schon Gestern)  „Muharram“ ist, das ist ein Trauermonat indem keine Partys, Feste und Aufführungen stattfinden dürfen…. Ob das aber wirklich ein Monat oder nur ein paar Tage sind und unsere Premiere betrifft, darüber gehen  derzeit hier die Meinungen auseinander…  Was war nochmal der Unterschied zwischen „Hoffen“ und „Zuversicht“?

j

„LESELUST“ AUF PAKISTANISCH (1.-3. Oktober)

DSC01834Das „Children-Literature-Festival“ zu dem wir mit der KLAMOTTE eingeladen sind ist sozusagen die „Jugendbuchwoche“ von Islamabad… (allerdings dauert die Woche hier nur drei Tage) Autoren aus ganz Pakistan treffen sich zu Vorträgen, Diskussionen, Lesungen und Aufführungen rund um die neueste Literatur für Kinder. Von Bilderbüchern bis zu Schulbüchern ist hier alles vertreten….

Es ist heiß, es ist ganz schön was los und wir spielen hier zwei Vorstellungen…

12096083_751022691669670_407928251074982517_n

ISLAMABAD – EINE HAUPTSTADT DIE MAN NICHT SIEHT?

Von Lahore aus geht es weiter nach Islamabad.

Mit einem Kleinbuss fahren wir ca. 4 Stunden auf der Autobahn. Die Landschaft verändert sich, es wird hügelig, dann bergig, dann – dunkel. Als wir ankommen ist von einer Stadt nichts zu sehen…

Am nächsten Morgen allerdings auch nicht. Es kommt uns eher vor, als seien wir irgendwo auf dem Land gelandet („Land gelandet“ schönes Wortspiel) Neben dem Hotel,  Felder und eine Vogelzucht!

Ich muss zugeben, ich war nicht gut vorbereitet. Eigentlich wusste ich gar nichts von dieser Stadt. Ich erwartete eine Großstadt, immerhin ist Islamabad die Hauptstadt Pakistans… ,aber davon war nichts zu sehen…

Sie wurde wurde in den 1960er Jahren auf einem schachbrettartigen Grundriss angelegt. Der Name „Islamabad“ ist Urdu und heißt: „Wohnsitz des Islam“… deswegen haben sie hier wohl auch mit der „Faisal-Moschee“ die größte geschlossene Moschee der Welt hingestellt.

Wir besuchen sie und sie ist wirklich groß: Bis zu 74.000 Gläubige können hier gemeinsam beten….aber im Vergleich zu meinen beiden Lieblings-Moscheen (Siehe „Impressionen Lahore“) ,wirkt sie eher wie ein großer „Gebets-Bahnhof“… Da hinter das Margalla Gebirge. Von einer großen Stadt ist allerdings von hier aus auch nichts zu sehen…

(ich beginne langsam zu zweifeln, ob es sie wirklich gibt…?)

Die Stadt ist auf Grund vergangener Anschläge von zahlreichen Sicherheitsmaßnahmen geprägt. An gefährdeten Gebäuden wurden meterhohe Bombenschutzmauern errichtet. Wahrscheinlich sieht man deshalb kaum etwas von der Stadt?

Wo man hinsieht, bewaffnete Check-Points, Fahrzeug- und Personenkontrollen sowie Fahrbahnhindernisse um die man sich umständlich herum schlängeln muss, insbesondere wenn man sich dem Regierungsviertel nähert…

Die Gebäude der Nationalversammlung, des Obersten Gerichtshofes oder der Sitz des Präsidenten… weit weg, irgendwo im Grünen hinter Mauern.

Übrigens auch das „Ramada“ Hotel, indem wir untergebracht sind, gleicht einer abgeschirmten Festung. Jedes Auto wird von privatem Wachpersonal mittels Spiegeln und Unterbodenkamera nach Sprengstoff und Waffen abgesucht…

Wald, Felder, Wiesen und Mauern und hin und wieder ein paar Häuser….. ich hab eine Großstadt erwartet…

ERSTE AUFFÜHRUNG!!!!

Unser Theaterstück die KLAMOTTE,  ein kleines Stückchen wortlose Poesie für Kinder und Erwachsene über den Schritt in die Freiheit… (und oder worums’s da sonst noch alles geht), das wir extra für Pakistan konzipiert und geprobt haben (während andere im Urlaub waren), wurde erstmalig am 29. Septemer vor einerm Publikum präsentiert!

Geschafft also!! –  nicht nur diese Aufführung, auch diesen komplizierten Satz!

Hier ein paar Bilder.

WIR SIND DIE FREMDEN

Wir sehen anders aus, sprechen komisch, haben merkwürdige Sitten und glauben andere Dinge… Wo wir hin kommen werden wir angesehen – schnell im Vorbeigehen, meistens heimlich und manchmal (von Kindern) ganz direkt…eine kleine Foto-Kurzgeschichte: